|
Wasser
Das Überlebensproblem
Ein großer Teil Afrikas, der nördliche und südliche,
leidet unter Wassermangel. Zum Teil herrscht arides Klima, das ist, wenn
mehr Wasser verdunstet als durch Regen nachfällt. Es gibt keine Verwesung.
Alles tierische wird sofort verwertet, Schakale, Geier und Hyänen
sorgen für restlose Beseitigung. Herumliegendes Holz sieht zwar morsch
aus, ist leicht und bricht sofort, spendet aber noch lange Glut im Feuer.
An den Straßenrändern weggeworfene Kippen entzünden das
dürre Steppengras sofort, und überall sieht man links und rechts
große, ausgebrannte Gebiete, weil sich das nicht zu löschen
lohnt, und auch nichts dazu da ist.
Staub ist ein großes Problem, wenn die Straßen nicht geteert
sind. Oft sieht man Schilder mit der Aufforderung langsam zu fahren, wenn
man eine Siedlung erreicht, mit Rücksicht auf die Kinder. Draußen,
im Outback, sinken die Reifen oft kniehoch in die Pads, selten befahrene
Radspuren von Jeeps, denen man einfach folgt. Wenn man selbst einmal querfeldein
fährt und auf gleichem Weg zurück, dann sieht das schon
so aus, als ob sehr viele dort entlanggekommen wären. Die Spuren sind
oft noch jahrelang zu sehen. Deshalb wurde die Skelettküste als Nationalpark
für Autos gesperrt. Wer von einem der Überwachungsflugzeuge
dort draußen erwischt wird, kann mit empfindlichen Strafen rechnen.
Manche Flüsse fließen unterirdisch. Im trockenen
Kiesbett stößt man beim Graben nach einigen Zentimetern
auf Wasser. In der Regenzeit, wenn mächtige Regenfälle niedergehen,
füllen sie sich springflutartig. Im Buschmannland
gibt es einige, deren unterirdische Fließrichtung vom Okavango Delta
weggeht, während bei Regenfällen das Wasser oberirdisch dort wieder hineinläuft.
Als ich einmal abends in so einem trockenen Flußtal Holz sammelte, sah ich hoch
oben im Baum ein Gestrüpp abgerissener und zerfaserter Äste.
Das mußten wohl Elefanten sein, dachte ich. Erst am nächsten
morgen sah ich, das es angeschwemmt wurde beim letzten Regen.
Wo es Wasser gibt, ist Leben. Das Hobabibtal in Nordnamibia ist Lebensraum
für eine Vielzahl von Wüstentieren. Hier findet man auch die
seltenen Wüstenelefanten, die zwar nicht als eigene Gattung zählen,
aber längere Beine haben als ihre Artgenossen und auch schlanker
sind. Zwischen den kargen Gebirgszügen wachsen plötzlich starke
Bäume, in deren schattigem Grün hunderte von Gazellen, Oryxantilopen
und Giraffen leben.
Wasser zieht die Tiere an. In Nationalparks sieht man oft solargetriebene
Pumpen, die ein künstliches Wasserloch versorgen, an dem man hervorragend
Tiere beobachten kann.
In Botswana gibt es viele der berühmten Pans, die
Makgadikgadi sicherlich als berühmteste. Als Livingstone im achtzehnten Jahrhundert
als erster diese Gegenden bereiste, berichtete er von riesigen Seen. Millionen
von Vögeln und Säugetiere aller Art lebten dort. Als später andere seinen Spuren folgten, fanden
sie davon nichts mehr vor. Solche Pans füllen sich nur alle paar
Jahre, und das verdunstende Wasser läßt Salzpfannen zurück,
endlose, platte Flächen. Mittendrin plötzlich weiß gebleichte
Knochen - Antilopen, die beim Versuch, das verschlammte Gelände zum
offenen Wasser zu durchqueren, einfach steckengeblieben sind und hier verendeten.
Wo kein Wasser ist, sieht man es dem Leben an. Spindeldürre Kühe
haben wir an einer Pumpe um die letzten paar Tropfen streiten sehen.
Da Rindfleisch einer der wenigen Exportartikel ist und in vielen Gegenden
der Wert eines Mannes nach seinem Vieh beurteilt wird, trifft man allen
Ortes auf überweidete, kahlgefressene Steppen. Es wird auf den nackten
Sandflächen wohl nie wieder etwas wachsen, die Wüste breitet
sich aus. Dabei stammten vom einheimische
Kudu, einer hirschähnlichen Antilopenart mit gedrehten Hörnern, die besten Steaks, die ich jemals
gegessen habe. Die würde ich sofort kaufen, wenn es die in Deutschland
nur gäbe.
Die Entwicklungshilfe und die schwarzen Regierungen haben, so diletantisch und korrupt manches auch sein mag,
sichtbares geleistet. Überall trifft man auf Wasserpumpen, obwohl
die Ausschöpfung des Grundwassers im ariden Klima begrenzt ist.
Es entstehen Staudämme, auch zur Energiegewinnung, und zum Teil
durchziehen Bewässerungskanäle schon einzelne Landstriche.
Aber dadurch entstehen wieder neue Probleme: Natürlich bewässertes
Gelände wird karger, der
geplante Okavango Damm wird große Teile
des Deltas trockenlegen,
wenn das verwirklicht wird. Beim Epupa-Projekt
steht die Lebensgrundlage eines ganzen Volkes auf dem Spiel.
|