Todmüde kam wir dort an. Vadiams Auftritt in Begleitung von zwei durchsetzungsfähig wirkenden Kollegen war ausgesprochen eindrucksvoll. Mit seinem Mercedes G fuhr er uns voraus zum Stadtrand, wo er ein gemütliches, kleines Häuschen von etwa 400 Quatratmetern Wohnfläche sein eigen nennt.
Eine Einladung zum Wodka lehnt man in Rußland nicht ab. Nun waren wir ja nicht gerade eine Jugendgruppe, und nach der langen Fahrt machte ich mir einige Sorgen, wie unsere Leute die folgende Party überstehen würden.
Unbegründet. Irgendwann morgens bin ich stinkbesoffen ins Bett gekrochen, während unsere Gang noch fast vollständig und gut gelaunt der russischen Party beiwohnte.
Nennen wir die zwei tägige Schiffsparty einfach mal "intensiv". An den diversen Belustigungen mit jungen Damen nahmen wir nicht teil, man war ja Gast und alles andere als versessen auf mögliches Konfliktpotential.
Aber diese Masha war einfach Sonderklasse. Wie die sich bewegte. Und dieser Körper, allein die Art, wie sie zum Schwimmen ins Wasser ging, verursachte mir schon Atemnot.
Na ja, ihr Kommentar zu mir war, ich sehe aus wie Rasputin. Am letzten Tag muß ihr wohl jemand von meinem Urteil erzählt haben, jedenfalls bekam ich dann doch einige aufschlussreiche Signale.
Aber wirklich, erklärt mich von mir aus für einen vollkommenen Idioten, das wäre einfach zuviel gewesen. Immerhin saß zuhause meine schwangere Freundin. Und schon so hatte ich noch einige Tage danach ein verdammt komisches Gefühl im Bauch.
Wir verließen Vadim als Freunde. Mich hat diese Begegnung ziemlich beeindruckt. Man kann sich wirklich erschrecken, wenn man diesen Leuten begegnet. Ich war auch heilfroh, Freund und nicht Feind zu sein.
Ich habe mich mal eine Zeitlang damit befasst, die Geschichten aus der Gründerzeit des Ruhrgebietes und aus Amerika in den zwanziger Jahren zu studieren. Auch Ritter und mittelalterliche Edelleute waren häfig Gewaltmenschen.
Vadim zu Besuch zu haben, wäre einfach zu heftig. Wenn der Mann eine Party feiert, dann krachts richtig. Kann man kaum jemand von unseren Leuten zumuten, ich würde es jedenfalls mir und meinem Umfeld nicht antun. Vor Vadim kann man Angst haben. Er hatte irgendeinen Narren an mir gefressen, und so richtig wohl war mir dabei nicht.
Zuhause ist Vadim der Boss. Sein Sohn besucht die besten Schulen, und ich bin mir sicher, das diese zweite Generation kultureller sein wird.
Einige Jahre später erfuhr ich, das Vadim von einem "Geschäftspartner" bei der Bärenjagd erschossen wurde.