Mongolei Kopf

Der Guide und Reiseführer in der Mongolei - Ein übler Freund

Ein Deutscher, der eine Firma in der Mongolei betreibt und dort lebt, hatte ihn uns als Führer vermittelt.

Unser Pech war, Luvsan Munkhtemuulen jemals kennengelernt zu haben. Wir haben einige tolle Erlebnisse in der Gobi gehabt, und phantastische Natur gesehen. Temulens Beitrag dazu war jedoch äußerst gering.

Denn von den Zielen kannte er keines, und auch nicht den Weg dorthin. Wo man mit ihm auch hinkam, immer waren kleine oder größere Geldbeträge fällig. Wir haben einmal für Wasser aus einem Wüstenbrunnen bezahlt, und erst später erfahren, das diese Brunnen Allgemeineigentum sind.

Wenn du ihn kennenlernst, ist es ein netter Kerl. Ich habe ihn lange in Schutz genommen, weil ich ihn schlicht für unfähig hielt, und deshalb für unser eigenes Problem ihn engagiert zu haben.

An einem Abend hatte ich ihm von der Schwangerschaft meiner Freundin erzählt und das ich eigentlich die Reise hätte absagen müssen. Deshalb hatte ich nur wenig Geld für Souvenirs und ich wollte doch so gerne wenigstens eine Kleinigkeit mitbringen. Für 40 Dollar, sagte er, würde er mir eine von den schönen, steinernen Schnupftabakflaschen besorgen.

So eine habe ich später für fünf Dollar selbst gekauft. Und eine sehr edle, handgearbeitete für 10. Seit diesem Moment hasse ich Temulen. Ich halte den Mann für vollkommen skrupellos, und wer weiß, vielleicht würde er meiner Tocher noch die Spardose aus der Wiege nehmen. Ein abscheulicher Mensch.

Das wirklich übelste aber kam zum Schluss: Wir hatten ja einige Tage verloren, unter anderem auch, weil der Mann die Wege nicht kannte und uns in das Schlammloch geführt hatte. Da sich die Tour ja nun verlängern würde, wollte er die zusätzlichen Tage auch bezahlt haben - 70 Dollar sind das dreifache des üblichen Tagespreises eines Guide und noch immer das doppelte von dem, was er bisher verlangt hatte. Seine Qualität als Führer hatten wir bereits ausreichend kennengelernt, und natürlich weigerten wir uns, dem Kerl auch nur einen Dollar mehr zu geben.

In der folgenden Nacht verschwand Temulen und lies uns mitten in der Gobi ohne Sprachkentnisse allein zurück.

Ich holte GPS und Notebook heraus, und wir kamen trotzdem wohlbehalten in Ulan Bator an. Ab diesem Zeitpunkt änderten sich plötzlich auch die Kontakte mit den Einheimischen drastisch, wir wurden überall nett aufgenommen, die Ziege in der Milchkanne kostete nicht 100, sondern zwanzig Dollar und vom Bezahlen fürs Wasser war nie wieder die Rede.

Eigentlich können wir froh sein, das Temulen verschwunden ist. Seine Götter hassen ihn, und sein Leben ist nicht leicht. Er tut aber nichts, um diese Götter zu besänftigen. Das Bild, das er uns von der Mongolei und seinen Menschen vermittelte, ist eine Schande für das Land.

Ich habe kein Mitleid mehr mit Luvsan Munkhtemuulen, und ich möchte vergessen, das es diesen Menschen überhaupt gibt.