Glen Coe

Das Gemetzel im GlenCoe hatte ich ja in der Einleitung schon beschrieben. Für gewöhnlich muß man sich den Zugang in das Tal nicht erkämpfen, eine gut ausgebaute Straße geht dort durch. Selbst der gewöhnliche Bus nach Fort William nimmt diese Strecke, und so bekommt sogar ein gewöhnliches Ticket touristischen Wert. Wir hatten uns das aber durchs Moor erkämpft. Aufgeweicht bis zur letzten Faser, hatten wir fast keinen Blick mehr für die dunkle Schönheit dieses Tales.

Kingshouse Hotel ist schon einige hundert Jahre alt. Irgendwo an einer Wand hängt die uralte Militärkarte, auf der es nur wenige Straßen in ganz Schottland gibt und die Herbergen an einer Hand aufzählbar sind.

Man verdient heute das Geld in erster Linie mit den Bergsteigern, die von hier aus ihre Touren starten, großer Luxus oder kostbare Antiquitäten sind dazu nicht notwendig. Wir waren naß, müde und am Ende aller Kräfte. Für solche Leute ist das Kingshouse hervorragend gerüstet. Der hinterlassene, bedenkliche Schmutzrand an der Badewanne störte jedenfalls keinen. Hotels in Schottland haben einen Pub nur für Gäste und oft noch eine einfacher ausgestattete Public Bar, in der auch Einheimische anzutreffen sind. Das göttliche, erste Bier blieb nicht das letzte an diesem Ruhetag, und etliche Stunden später waren wir auch in allerhand merkwürdige Gebräche britischer Bergsteiger eingeweiht.

Mag sein, daß sportlich Ehrgeizige den West Highland Way ohne Pause in fünf Tagen gehen können. Aber wir hatten in diesen Tagen weit mehr Grund von einer Siegertreppe herabszusehen als umgekehrt.

Glen Coe