Das vorher bäuerliche, landschaftlich am ehesten mit dem Münsterland vergleichbare Agrargebiet im Emscherbruch, erlebte durch den Steinkohleabbau eine dramatische Wandlung. Da Arbeitskräfte aus der Region bald nicht mehr in ausreichender Zahl verfügbar waren, wurden Menschen, vorwiegend aus den armen Ostgebieten, angeworben. Innerhalb kürzester Zeit vervielfachte sich die Einwohnerzahl, urbane Siedlungsinseln entstanden, die mit der Zeit zum heutigen Großraum Ruhrgebiet zusammenwuchsen.
"Der Zweck, rücksichtslos anerkannt und erfaßt, sinngemäß durchgebildet, führt zur Architektur, die ihre eigenen Gesetze hat."formulierten Fritz Schupp und Martin Kremmer im Jahre 1929 das Ziel. Ihr Konzept ging so weit, das sogar Details wie Geländer und Beleuchtungskörper eigens von Ihnen entworfen und speziell angefertigt wurden.
Die kubischen Gebäude sind um einen Ehrenhof angeordnet, mit dem Förderturm als zentralem Element. Eine zweite Achse führt auf das Kesselhaus zu. Gestalt und Form geben unmittelbar die Stimmung der Zeit wieder, die z.B., auch im Film METROPOLIS spürbar ist.
Die Zeche Zollverein ist Europäisches Denkmal.
Nach der Zechenstillegung im Jahre 1986 blieb Zollverein zunächst verlassen und ist erst, in einem noch andauernden Prozeß, nach und nach restauriert worden.1995 hatte ich Zugang zu den Gebäuden, um dort den Zustand nach der Stillegung auf Fotos festzuhalten.
Diese Seite hatte ich jahrelang "vergessen" und nicht mal mehr einen Link auf meiner Seite. Trotzdem hat Google Sie immer noch gefunden. Ich selbst bin Web-Designer und folge den Grundsätzen von Schupp und Kremmer in meinen Arbeiten. Gleichzeitig mag ich, wie behutsam und hochwertig das Gelände "restauriert" und einer neuen Nutzung zugeführt wird. Ich hab deshalb jetzt diese Seite technisch modernisiert und ergänzt, dabei aber das alte Erscheinungsbild beibehalten. Dies ist eine meiner ersten Webseiten und irgendwie damit auch "historisch" und mir eine Erhaltung wert.
Die Fotos sind allesamt Dias, die ich hier neu gescannt habe. Besonders faszinierend ist, dass damals alle Gebäude noch im "Originalzustand" waren. Speziell das Designzentrum im Kesselhaus ist heute von Innen völlig anders, als der Raum sich damals zeigte. Ich hatte damals wirklich das Gefühl, mich in Fritz Langs Original-Kulissen zu bewegen.
Zollverein ist nicht nur ein lebloses Museum, sondern wird einer vielfältigen Nutzung zugeführt. Neben der Philharmonie Essen haben sich Galerien und Künste eingerichtet. Im Gastronomie- und Veranstaltungsbereich gibt es das Casino Zollverein, außerdem das Design-Zentrum NRW im Kesselhaus. Industrie und Kultur treffen hier in ihren etabliertesten Formen, nicht aber nur zu einer Industriekultur zusammen.
Wer dafür ist, dass Schlösser und Burgen erhalten werden, der muss auch für Zollverein sein, denn für das Ruhrgebiet ist seine Funktion ebenso wichtig. Deshalb nannte ich die Seite "Die Burg Essens". Dass es tatsächlich darüber eine Diskussion gab, daran erinnern sich vielleicht noch Ältere.
Die neuen Fotos stelle ich hier nicht mehr hinein, davon gibt es genug z.B. auf www.zollverein.de
Das Buch Zwei Jahre im Streb haben ihre Spuren hnterlassen. Trotzdem kein Buch für "nur" bergbauinteressierte.